Gesucht: eine gerechte Lösung (1606-1)
- deutsch
- 1974-05-17
- Dauer: 00:05:44
Beschreibung
Abstract:
Schweiz, BE: Background (BG) Jura-Problem anlässlich bevorstehender Abstimmung der jurassischen Amtsbezirke über Gründung eines neuen Kantons Jura
Sequenzbeschrieb:
o.O., BE (Schweiz) – Weidende Pferde und Kühe
Porrentruy, BE (Schweiz) – ZS Stadt-Impressionen mit Fahnen, Versammlung Société d'Emulation, Bus auf unbefestigter Strasse (1947)
o.O., BE (Schweiz) – ZS Grenzübergang, marschierende Soldaten, Flüchtlingsstrom (1940-1945)
Les Rangiers, BE (Schweiz) – Kommandoübergabe General Henri Guisan an Offiziere (1945)
o.O., BE (Schweiz) – Landschafts-Impressionen Jura
Saignelégier, BE (Schweiz) – Ausschnitt Pferderennen Jugendliche (Archiv)
o.O., BE (Schweiz) – Strassen-Baustelle (Archiv)
o.O., BE (Schweiz) – ZS AA Industriebetriebe
Boncourt, BE (Schweiz) – Zigaretten-Produktion (Archiv)
o.O. (Schweiz) – ZS Parolen an Häusern, Jura-Wappen und JU-Fahnen, Festumzüge
Porrentruy, BE (Schweiz) – ZS Übergabe jurassisches Archiv, Dokumente (196307)
Bern, BE (Schweiz) – ZS Polizeieinsatz bei Béliers-Demonstration (1967), Béliers mit Fahne im Nationalratssaal (1968)
Lausanne, VD (Schweiz) – Béliers-Demonstration vor Bundesgerichtsgebäude (1971)
Communiqué:
Am 23. Juni müssen sich die Bewohner des Berner Jura in einer entscheidenden Abstimmung über den Verbleib des Jura im Kanton Bern entscheiden. Die Forderungen der Jurassier gingen - und gehen - aber nicht nur den Kanton Bern an. Weiss denn die übrige Schweiz, was der Jura ist? Zu Kriegszeiten war der Jura ein Begriff, dann aber wurde dieser Landesteil ausserhalb des Kantons Bern nur mehr wenig beachtet. Erst das lautstarke Auftreten der Béliers zog wieder die Aufmerksamkeit der ganzen Schweiz auf die Anliegen der jurassischen Bevölkerung. Mit Hilfe von Material aus unserem Archiv können wir die Entwicklung des Jura-Problems seit 1947 bis heute verfolgen.
Begleittext:
Am 23. Juni müssen sich die Bewohner des Berner Jura in einer folgenschweren Abstimmung über den Verbleib des Jura im Kanton Bern entscheiden. Höhepunkt einer politischen Leidensgeschichte, die weit ins Mittelalter zurückgreift, die aber erst vor 25 Jahren zum eigentlichen Ausbruch kam. // Ein politischer "faux-pas" des Berner Grossen Rates liess 1947 die Idee des Separatismus im Jura wieder aufflackern. In Pruntrut versammelte sich die "Société d' Emulation". Die Jurassier beklagten sich über ungenügende Bahnverbindungen, schlechte Strassen und die Missachtung der sprachlichen Minderheit an der Universität Bern. // Die Forderungen der Jurassier gingen - und gehen - aber nicht nur den Kanton Bern an. Weiss denn die übrige Schweiz, was der Jura ist? Während beiden Weltkriegen wurde der Jura beinahe zur Legende. // Das Wacheschieben in der Ajoie, der Einlass von Soldaten und Flüchtlingsströmen, die Kommandoübergäbe des Generals beim Denkmal von Les Rangiers - zu Kriegszeiten war der Jura ein Begriff. // Das Gebiet eines Kantons Jura sollte ungefähr den ehemaligen Herrschaftsbereich des Fürstbistums Basel umfassen, die abgeschlossenen Täler des Kettenjuras also so gut wie die einsamen Höhen der Freiberge. // Minderheiten würde es auch hier geben, so z.B. die evangelischen Täufer auf ihren Einzelhöfen. // Dem Jura mangelt es nicht an touristischen Attraktionen, doch täuschen diese leicht über die harten Lebensbedingungen hinweg. Der Jura ist mehr als nur Weide und Pferdezucht. // Der Zustand der Strassen hat sich seit den Forderungen von 1947 gewaltig verbessert; damit kann die Isolation von der übrigen Schweiz vermindert werden. // Der Jura ist keineswegs ein "armer" Landschaftsteil. In den Klusen verstecken sich grosse Zement- und Stahlwerke, in den Längstälern findet man Maschinen- und Instrumente-Fabriken, die Uhrenindustrie des Jura geniesst Weltruf, und in Boncourt, dem äussersten Zipfel der Ajoie, steht eine der grössten schweizerischen Zigarettenfabriken. // 1948 wurde in Delsberg das "Rassemblement jurassien" gegründet, jene Bewegung, die die Autonomie für den Jura fordert. Ende 1950 wurde die Jurafahne offiziell als Landesteilfahne anerkannt - sie ist also keineswegs nur Symbol für Hitzköpfe. // In den 60er Jahren haben sich die Kampfmethoden der Separatisten deutlich verschärft. Wurde anfänglich der Unmut gegenüber Bern hauptsächlich während der Feste des jurassischen Volkes symbolhaft ausgedrückt, so kam es von 1964 an immer wieder zu Tätlichkeiten, hauptsächlich von Seiten der jugendlichen Béliers. // Kleine Gesten der bernischen Regierung sollten das Verständnis für die jurassische Problematik beweisen, so etwa die Rückgabe des "Jurassischen Archivs" aus dem Käfigturm ins Hôtel de Gléresse nach Pruntrut - seit 1914 hatte der Jura auf die kostbaren Dokumente gewartet. // Die Schweiz hat sich eigentlich recht wenig um die Probleme der Jurassier gekümmert. Dass sich die Separatisten bemerkbar machten, war deshalb verständlich, weniger verständlich aber die gewählten Methoden. Druck erzeugt Gegendruck, Terror und Misstrauen waren die Folge. 1967: 70 Polizisten bekämpfen 40 Béliers vor dem Bundeshaus. // 1968: Béliers dringen in den Nationalratssaal ein. // 1971: Vor dem Prozess gegen die Nationalratssaal-Stürmer deponieren Béliers aus Protest ihre Militäreffekten vor dem Bundesgericht. // Es ist bedenklich, wenn in der Schweiz mit solchen Mitteln auf Minderheiten-Probleme aufmerksam gemacht wird. Proteste und Gewalttätigkeiten haben noch nie tragbare Lösungen hervorgebracht. Ob im Zeitalter der Zusammenschlüsse eine Trennung sinnvoll ist, mögen die Jurassier auf demokratische Weise unter sich ausmachen. Der übrigen Schweiz aber sollte die Jura-Frage ein Lehrstück sein. //
Communiqué_1606.pdf
Schweiz, BE: Background (BG) Jura-Problem anlässlich bevorstehender Abstimmung der jurassischen Amtsbezirke über Gründung eines neuen Kantons Jura
Sequenzbeschrieb:
o.O., BE (Schweiz) – Weidende Pferde und Kühe
Porrentruy, BE (Schweiz) – ZS Stadt-Impressionen mit Fahnen, Versammlung Société d'Emulation, Bus auf unbefestigter Strasse (1947)
o.O., BE (Schweiz) – ZS Grenzübergang, marschierende Soldaten, Flüchtlingsstrom (1940-1945)
Les Rangiers, BE (Schweiz) – Kommandoübergabe General Henri Guisan an Offiziere (1945)
o.O., BE (Schweiz) – Landschafts-Impressionen Jura
Saignelégier, BE (Schweiz) – Ausschnitt Pferderennen Jugendliche (Archiv)
o.O., BE (Schweiz) – Strassen-Baustelle (Archiv)
o.O., BE (Schweiz) – ZS AA Industriebetriebe
Boncourt, BE (Schweiz) – Zigaretten-Produktion (Archiv)
o.O. (Schweiz) – ZS Parolen an Häusern, Jura-Wappen und JU-Fahnen, Festumzüge
Porrentruy, BE (Schweiz) – ZS Übergabe jurassisches Archiv, Dokumente (196307)
Bern, BE (Schweiz) – ZS Polizeieinsatz bei Béliers-Demonstration (1967), Béliers mit Fahne im Nationalratssaal (1968)
Lausanne, VD (Schweiz) – Béliers-Demonstration vor Bundesgerichtsgebäude (1971)
Communiqué:
Am 23. Juni müssen sich die Bewohner des Berner Jura in einer entscheidenden Abstimmung über den Verbleib des Jura im Kanton Bern entscheiden. Die Forderungen der Jurassier gingen - und gehen - aber nicht nur den Kanton Bern an. Weiss denn die übrige Schweiz, was der Jura ist? Zu Kriegszeiten war der Jura ein Begriff, dann aber wurde dieser Landesteil ausserhalb des Kantons Bern nur mehr wenig beachtet. Erst das lautstarke Auftreten der Béliers zog wieder die Aufmerksamkeit der ganzen Schweiz auf die Anliegen der jurassischen Bevölkerung. Mit Hilfe von Material aus unserem Archiv können wir die Entwicklung des Jura-Problems seit 1947 bis heute verfolgen.
Begleittext:
Am 23. Juni müssen sich die Bewohner des Berner Jura in einer folgenschweren Abstimmung über den Verbleib des Jura im Kanton Bern entscheiden. Höhepunkt einer politischen Leidensgeschichte, die weit ins Mittelalter zurückgreift, die aber erst vor 25 Jahren zum eigentlichen Ausbruch kam. // Ein politischer "faux-pas" des Berner Grossen Rates liess 1947 die Idee des Separatismus im Jura wieder aufflackern. In Pruntrut versammelte sich die "Société d' Emulation". Die Jurassier beklagten sich über ungenügende Bahnverbindungen, schlechte Strassen und die Missachtung der sprachlichen Minderheit an der Universität Bern. // Die Forderungen der Jurassier gingen - und gehen - aber nicht nur den Kanton Bern an. Weiss denn die übrige Schweiz, was der Jura ist? Während beiden Weltkriegen wurde der Jura beinahe zur Legende. // Das Wacheschieben in der Ajoie, der Einlass von Soldaten und Flüchtlingsströmen, die Kommandoübergäbe des Generals beim Denkmal von Les Rangiers - zu Kriegszeiten war der Jura ein Begriff. // Das Gebiet eines Kantons Jura sollte ungefähr den ehemaligen Herrschaftsbereich des Fürstbistums Basel umfassen, die abgeschlossenen Täler des Kettenjuras also so gut wie die einsamen Höhen der Freiberge. // Minderheiten würde es auch hier geben, so z.B. die evangelischen Täufer auf ihren Einzelhöfen. // Dem Jura mangelt es nicht an touristischen Attraktionen, doch täuschen diese leicht über die harten Lebensbedingungen hinweg. Der Jura ist mehr als nur Weide und Pferdezucht. // Der Zustand der Strassen hat sich seit den Forderungen von 1947 gewaltig verbessert; damit kann die Isolation von der übrigen Schweiz vermindert werden. // Der Jura ist keineswegs ein "armer" Landschaftsteil. In den Klusen verstecken sich grosse Zement- und Stahlwerke, in den Längstälern findet man Maschinen- und Instrumente-Fabriken, die Uhrenindustrie des Jura geniesst Weltruf, und in Boncourt, dem äussersten Zipfel der Ajoie, steht eine der grössten schweizerischen Zigarettenfabriken. // 1948 wurde in Delsberg das "Rassemblement jurassien" gegründet, jene Bewegung, die die Autonomie für den Jura fordert. Ende 1950 wurde die Jurafahne offiziell als Landesteilfahne anerkannt - sie ist also keineswegs nur Symbol für Hitzköpfe. // In den 60er Jahren haben sich die Kampfmethoden der Separatisten deutlich verschärft. Wurde anfänglich der Unmut gegenüber Bern hauptsächlich während der Feste des jurassischen Volkes symbolhaft ausgedrückt, so kam es von 1964 an immer wieder zu Tätlichkeiten, hauptsächlich von Seiten der jugendlichen Béliers. // Kleine Gesten der bernischen Regierung sollten das Verständnis für die jurassische Problematik beweisen, so etwa die Rückgabe des "Jurassischen Archivs" aus dem Käfigturm ins Hôtel de Gléresse nach Pruntrut - seit 1914 hatte der Jura auf die kostbaren Dokumente gewartet. // Die Schweiz hat sich eigentlich recht wenig um die Probleme der Jurassier gekümmert. Dass sich die Separatisten bemerkbar machten, war deshalb verständlich, weniger verständlich aber die gewählten Methoden. Druck erzeugt Gegendruck, Terror und Misstrauen waren die Folge. 1967: 70 Polizisten bekämpfen 40 Béliers vor dem Bundeshaus. // 1968: Béliers dringen in den Nationalratssaal ein. // 1971: Vor dem Prozess gegen die Nationalratssaal-Stürmer deponieren Béliers aus Protest ihre Militäreffekten vor dem Bundesgericht. // Es ist bedenklich, wenn in der Schweiz mit solchen Mitteln auf Minderheiten-Probleme aufmerksam gemacht wird. Proteste und Gewalttätigkeiten haben noch nie tragbare Lösungen hervorgebracht. Ob im Zeitalter der Zusammenschlüsse eine Trennung sinnvoll ist, mögen die Jurassier auf demokratische Weise unter sich ausmachen. Der übrigen Schweiz aber sollte die Jura-Frage ein Lehrstück sein. //
Communiqué_1606.pdf
Dieses Dokument wurde mit der Unterstützung von Memoriav erhalten.
19667 Dokumente im Bestand
Kommentieren
Fragen oder Anmerkungen
Neuen Kommentar schreiben