"Problem gelöst? Geschichte(n) eines Virus" - Interview von Rayelle Niemann mit Angela Lagler, 2019

  • 2019
  • Dauer: 00:52:45

Beschreibung

Gespräch mit Angela Lagler, die seit 23 Jahren mit Hiv lebt, über ihre Lebensgeschichte von der Hiv Infektion über die Therapie und die Geburt ihrer Tochter bis zu ihrem persönlichen Engagement. Angela Lagler hat sich 1996 durch ihren damaligen Ehemann mit Hiv infiziert. Sie berichtet wie sich ihr Leben nach dem positiven Test einschneidend verändert hat: Eine Kombinationstherapie bricht sie wegen starken Nebenwirkungen ab, sie nimmt einen ungesunden Lebensstil an und verliert neben der Arbeitsstelle auch ihre Wohnung. Erst eine Schwangerschaft lenkt ihr Leben wieder in geordnete Bahnen. Angela Lagler erzählt von der Schwierigkeit einer Schwangerschaft mit Hiv, insbesondere bezüglich des wenig hilfsbereiten ärztlichen Umfelds. Nichtsdestotrotz kommt das Kind gesund zur Welt und auch bei ihr schlägt die Therapie an – seit 13 Jahren ist das Virus nicht mehr nachweisbar. Lagler geht ausserdem auf die fehlenden Kenntnisse über Hiv in der Bevölkerung und auf die ihrer Meinung nach ungenügende Präventionsarbeit ein. In diesem Zusammenhang spricht sie über ihr persönliches Engagement in der Prävention, welche Schulbesuche und die Leitung verschiedener Gruppen umfassen. Ebenso spricht sie über Themen wie die Stigmatisierung und die damit verbundene psychische Belastung von Hiv Betroffenen und über Kinder mit Hiv-Positiven Eltern. Sie schliesst mit positiven Gedanken zu mentaler Kraft, Lebenseinstellung und Abdankungen als Feiern des Lebens.

00:00:26 Gespräch mit Angela Lagler, Sozialarbeiterin
00:00:41 Grippeähnliche Symptome; Bluttests; Hiv Nachweis im Blut; überforderte Ärztin
00:02:20 Infektiologie Universitätsspital Zürich 1996; AIDS als Todesurteil
00:03:00 Assistenzarzt verweist auf Kombinationstherapie (Dreierkombination); Hiv Diagnose vor Entwicklung von Antikörper
00:03:49 Chemotherapie mit zehn Tabletten täglich; massive Nebenwirkungen; Medikamente gegen Nebenwirkungen; Arbeitsunfähigkeit; physische und psychische Belastung
00:05:30 Absetzung Medikamente
00:06:04 Infizierung durch Ehemann; Geschlechtsverkehr ohne Kondom
00:07:08 Positiver Hiv-Test bei Ehemann; Fehlende Einsicht des Ehemannes
00:08:04 Beerdigung aller Wünsche und Pläne; Annahme eines achtlosen Lebensstils
00:09:03 Trennung von Ehemann;
00:09:39 Verlust von Arbeit, Wohnung, Gesundheit; Schwangerschaft nach One-Night-Stand
00:10:43 Kind als Rettung; Veränderung des Lifestyles
00:11:39 Soziales Umfeld drängt zu Abtreibung, Gynäkologe verweigert Schwangerschaftsbegleitung; Wendung an AIDS Hilfe; Empfehlung eines anderen Arztes
00:12:58 Neuer Gynäkologe empfiehlt Wiederaufnahme einer Hiv-Therapie; Einnahme Retrovir; bereits nach kurzer Zeit war Hiv-Virus nicht mehr nachweisbar
00:13:51 Wirkung auf ungeborenes Kind war ungewiss; breiter Katalog von Massnahmen; Kaiserschnitt einen Monat zu früh; Retrovir für Neugeborenes
00:15:17 Arzt im Kantonsspital Winterthur drängt auf Unterbindung
00:16:00 Positive Reaktionen des kollegialen und nahen familiären Umfelds; Verschweigung gegenüber vielen Verwandten
00:17:24 Geburt im Spital als Outing gegenüber unwissender Familienmitglieder; «Seuchenpunkt»; Schweisst Grossmutter und Interviewte näher zusammen
00:20:37 Druck und Drohungen des Kinderspitals auf Tests bei Neugeborenem; Verweigerung der Mutter
00:22:22 Abhängigkeit von Medikamenten; Einnahme von Zweierkombination (Combivir und Viramune) über zwanzig Jahre; Einnahme-Pausen; schwindende Nebenwirkungen
00:25:11 Gesunder Lebensstil; Hiv-Werte stiegen unbemerkt bis kurz vor AIDS Ausbruch; Verzicht auf Medikamenteneinnahme-Pausen
00:26:25 Verzicht auf neue Therapien/Medikament
00:27:17 Virus seit 13 Jahren nicht mehr nachweisbar; Regelmässigkeit von Arztbesuchen
00:27:49 Swiss Statement; Fehlende Kenntnisse darüber in der Schweiz
00:28:34 Präventionswirkung von Swiss Statement; Frustration über derzeitige Präventionspolitik; Fokus der Prävention auf Schwulenszene
00:30:30 Stigmatisierung von Hiv-Betroffenen
00:31:50 Anstoss zur Kampagne von Hiv-Positiven; Ablehnung von AIDS Hilfe Schweiz
00:32:34 Abnehmende Solidarität unter Betroffenen; Seminare; Frauengruppe; Hiv-AIDS Seelsorge
00:33:43 Swiss Youth Positive Group; jährlich ca. 60 Hiv-positive Kinder und Jugendliche in der Schweiz
00:34:55 Persönliches Engagement in der Präventionsarbeit; Sexuelle Gesundheit Zürich; Schulbesuche
00:35:52 Demografische Veränderungen in der Swiss Youth Positive Group; Generationenwandel; vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund
00:37:50 Positive Frauen Schweiz; Frauen mit unterschiedlichen Biografien
00:38:44 Anonymität von Hiv-Positiven; psychischer Druck; Verhaltensauffälligkeiten unter Kinder und Jugendlichen
00:40:44 Kinder mit Hiv-Positiven Eltern; Kommunikation; Schulbesuche mit Tochter
00:43:28 Schulbesuchen: häufige Fragen, Veränderung bei thematischem Fokus, Stigmatisierung
00:45:22 Relevanz von Hiv für Beziehungen; älter werden mit Hiv; mentale Einstellung
00:47:07 Lebenseinstellung als mentale Kraft; Zufriedenheit mit Leben und sich selbst
00:48:34 Verhältnis zum Tod
00:49:42 Leitung von Abdankungen; Waldfriedhof; Feier des Lebens statt Trauerfeier
00:52:45 Ende des Gesprächs
Dieses Dokument wurde mit der Unterstützung von Memoriav erhalten.
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