Thematisch geht für die Beringstrasse um musikethnologische Forschung (Interviews und Musik), im Speziellen zu pic-einer’kin (throat singing) der Yupik und Tschuktschen Frauen.
Für Melanesien geht es um musikethnologische Forschung (Interviews und Musik), melanesische Zeremonialmusik, lokale Populärmusik, lokale Kirchenlieder etc.
Beschreibung
Die Aufnahmen sind das Werk es Schweizer Musikethnologen Raymond Ammann (in der Folge: R. A.), der in der Schweiz studierte und an Schweizer Hochschulen gelehrt und geforscht hat. Sie halten Momente in der lokalen Musikgeschichte sowohl der Beringstrasse als auch der melanesischen Inseln fest und veranschaulichen die Mannigfaltigkeit menschlicher Kreativität.
Der Musikethnologe Raymond Ammann lebte von 1991 bis 2004 in der Polarregion und in Melanesien, wo er musikethnologische Feldforschungen durchführte. Die Feldforschung in der Polarregion (Beringstrasse) basierten auf einer Eigeninitiative und jene in Melanesien wurden im Auftrag nationaler Kulturzentren durchgeführt (teilweise unterstützt von der DEZA). Der Grossteil der in Melanesien entstandenen Feldaufnahmen befinden sich in den nationalen Kulturzentren (Neukaledonien und Vanuatu). Weitere Aufnahmen aus Melanesien und jene aus der Beringstrasse bilden das Grundlagenmaterial dieses Projektes.
Die melanesischen Inseln gehörten schon vor 100 Jahren zu den Untersuchungsgebieten von Schweizer Anthropologen und Naturwissenschaftlern. Die Untersuchungen von R. A. und seine Aufnahmen reihen sich hier ein. In den Jahren 1911-1912 resp. 1910 -1912 forschten die beiden Basler, Fritz Sarasin und Felix Speiser, auf den Inseln Neukaledoniens und Vanuatus (damals: Neue Hebriden) und begründeten dadurch den Schwerpunkt der Basler Ethnologie, in die sich weitere Schweizer Ethnologen einreihen (Paul Wirz, Alfred Bühler, Mainhard Schuster u.a.). Sarasin und Speiser haben nicht nur geforscht und ihre Forschungsresultate publiziert, sondern legten mit ihren grossen Sammlungen anthropologisch wertvoller Objekte, den Grundstock für das Völkerkundemuseum Basel (heute: Museum der Kulturen, Basel). Ab den 1960er Jahren wurden grossangelegte teilweise vom SNF unterstützte Forschungen in Melanesien von weiteren Basler und Schweizer Forschern durchgeführt (Brigitta Hauser-Schäublin, Jürg Wassmann, Christian Kaufmann etc.).
Die Aufnahmen von R. A., die in der Umgebung der Beringstrasse (zwischen Alaska und Sibirien) entstanden sind, gehören zu einer Untersuchung, die als Zusatzforschung der archäologischen Forschungen des Berners Hans Georg Bandi entstanden ist. Im Rahmen eines SNF-Projektes führte Bandi zwischen 1972 und 1973 mit mehreren Studierenden der Universität Bern archäologische Grabungen und Untersuchungen auf der Sankt-Lorenz-Insel durch.
Insgesamt handelt es sich um wichtige Musik- und Gesangsaufnahmen, die möglicherweise nicht mehr gesungen werden, weil die Sängerinnen zwischenzeitlich verstorben sind. Diese Aufnahmen können auch als Fundament für eine Wiederbelebung dienen. Für die musikethnologische Forschung sind die Aufnahmen aus dem Gebiet der Beringstrasse insofern sehr bedeutend, als diese Musik im ‚Westen‘ quasi unbekannt ist und die Aufnahmen kurz nach der Zeit von Gorbatschows Glasnost entstanden sind. Es handelt sich insgesamt um rare und einzigartige Feldforschungsaufnahmen sowohl aus der Beringstrasse als auch aus Melanesien.
Die Aufnahmen von der Beringstrasse entstanden zwischen 1991 und 1992. Die Aufnahmen in Melanesien zwischen 1992 und 2004. Die Aufnahmen in der Polarregion entstanden während einer Feldforschung im Rahmen des Dissertationsvorhaben (Diss. Uni Bern 1994). Zusätzlich bildete die Analyse der Aufnahmen die Grundlage für zwei publizierte Artikel.
Die Aufnahmen in Melanesien (Neukaledonien, Vanuatu und Papua-Neuguinea) waren Teil der von den lokalen Kulturzentren geförderten musikethnologischen Forschungen. Bei den vorliegenden Aufnahmen handelt es sich nicht um den gesamten Bestand. Weitere Aufnahmen und einige Duplikate befinden sich einerseits im Centre Culturel Tjibaou (http://www.adck.nc/accueil) und andererseits im Vanuatu Kaljoral Senta (https://vanuatuculturalcentre.gov.vu/).
Die Aufnahmen von Melanesien bilden die Grundlage für eine grosse Anzahl von Publikationen: vier Bücher und zahlreiche Artikel in musikethnologischen, musikwissenschaftlichen und ethnologischen Zeitschriften.
Eine kleine Auswahl dieser Aufnahmen sind Teil der Multimedia Lernplattform opOs der Universität Basel. Ebenso sind einige wenige Aufnahmen veröffentlich auf zwei CDs.
33 DAT-Kassetten und 76 analoge Kassetten (MC) gemäss den Angaben von 2020 zu Projektbeginn.
Es wurden alle Aufnahmen erhalten
Die Dokumente wurden durch Raymond Ammann in der Datenbank FN-Base der Schweizerischen Nationalphonothek erschlossen.
R. A. hat zu Beginn der Aufnahmesitzungen jeweils die mündliche Erlaubnis erhalten, die Aufnahmen zu verwenden und auch zu publizieren. Schriftliche Bestätigungen liegen nicht vor. Teilweise wird diese mündliche Vereinbarung auf den Aufnahmen selbst festgehalten.
- Einige Aufnahmen oder (aufgenommene) Interviews bilden den Schwerpunkte von veröffentlichten Artikeln und Bücher.
- Wenige Tonbeispiele sind Teil der Multimedia Lernplattform opOs (www.opos.unibas.ch).
- Aufnahmen und Interviews bilden die Grundlage vieler Publikationen (siehe Publikationenliste von R.A. (https://www.uibk.ac.at/musikwissenschaft/institut/personal/publikationslisten/publikationen-ammenn-10.12.19.pdf).
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