Persönlich mit Theres Scherer-Kollbrunner und Kurt Nägeli

  • 2003-02-16
  • Durée: 00:50:17

Description

Abstract:
Als Gäste eingeladen sind Theres Scherer-Kollbrunner, Filmproduzentin, und Kurt Nägeli, Bestatter und Sterbebegleiter.
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Sequenzen:
1. Details:
2. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie war an der Anti-Kriegsdemonstration [drohender Irak-Krieg] nicht dabei, freut sich aber darüber, dass 40'000 Menschen daran teilgenommen haben.
3. O-Ton Nägeli: Auch er war nicht an der Demonstration.
4. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie war in der 68er-Bewegung aktiv und bezeichnet sich auch heute noch als "engagierte Linke".
5. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie hat das Kellerkino in Bern gegründet.
6. O-Ton Nägeli: Er war auch schon im Kellerkino.
7. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Das Kellerkino war das erste unabhängige Kino der Schweiz; sie hat es 31 Jahre lang geführt. Zum Teil hat sie Filme dank persönlichen Kontakten nach Bern holen können. Das war für sie eine "grossartige Zeit".
8. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Film ist eine ihrer Leidenschaften; sie geht ins Kino, wenn es ihr "ganz schlecht" geht, und auch, wenn es ihr "ganz gut" geht.
9. O-Ton Nägeli: Wie er als gelernter Spengler-Meister dazu gekommen ist, Sterbebegleitung zu machen und Bestatter zu werden.
10. O-Ton Nägeli: Er ist nicht sehr experimentierfreudig; dennoch hat er ohne grossen finanziellen Rückhalt eine berufliche Veränderung vorgenommen.
11. O-Ton Nägeli: Die innere Bereitschaft war für ihn die wichtigste Voraussetzung; es war eine Herzensentscheidung. Über seine mehrmonatige Ausbildung und die ersten beruflichen Schritte als Bestatter.
12. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Bei ihrer Arbeit begleitet sie RegisseurInnen und Teams; sie muss sensibel spüren, wo die grössten Schwierigkeiten liegen.
13. O-Ton Nägeli: Einfühlsamkeit, ein offenes Herz und eine wache Wahrnehmung für die Bedürfnisse der Hinterbliebenen sind bei seiner Tätigkeit essenziell. Oft ist er in seelsorgerischer Funktion gefragt.
14. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Als Produzentin ist sie in einer Machtposition; hier ist sie oft sehr allein und muss auch unbeliebte Entscheidungen treffen. Ein gutes Stehvermögen und die Unterstützung im privaten Bereich sind bei ihrer Arbeit sehr wichtig.
15. O-Ton Nägeli: Er versteht sich als Dienstleister; ihm persönlich geht es um eine gute Betreuung der Hinterbliebenen und nicht um das Geld, das er dabei verdient. Feindseligkeit erlebt er selten.
16. O-Ton Nägeli: Er begleitet Sterbende im Rahmen des Zentrums für ambulante Palliativpflege "zapp" in Bern; diese Tätigkeit ist ehrenamtlich und kommt deshalb nicht mit seiner Tätigkeit als Bestatter in Konflikt.
17. O-Ton Nägeli: Sterbebegleitung ist für ihn eine Möglichkeit, Menschen besser kennen zu lernen und damit auch sich selber. Für seine Tätigkeit als Bestatter ist dies zudem ein wichtiger Hintergrund. Viele Gespräche mit Sterbenden waren für ihn sehr bereichernd.
18. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie muss sich immer wieder mit neuen Menschen und Situationen auseinandersetzen. Dass ihre Projekte ein klares Ende haben, den fertigen Film, schätzt sie sehr; sie möchte nicht jahrelang dasselbe tun. Sie hält ihre Arbeit für wichtig, wenn auch nicht für existenziell.
19. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Kurt Nägeli spielt im Dokumentarfilm t Sterben, von Jürg Neuenschwander, den sie produziert hat, mit (der Film kommt im Herbst 2003 in die Kinos). Die Dreharbeiten haben sich über mehrere Jahre erstreckt.
20. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Über die spezielle Situation beim Produzieren von Dokumentarfilmen; Vertrauen ist dabei sehr wichtig.
21. O-Ton Nägeli: Die Dreharbeiten haben ihn sehr beeindruckt; das Filmteam war sehr einfühlsam.
22. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Das Produzieren von Dokumentarfilmen hält sie für besonders beeindruckend und anspruchsvoll.
23. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie ist nicht der Meinung, dass es Situationen gibt, in denen eine Kamera nichts zu suchen hat; wichtig ist, wie ein Film, z.B. über das Sterben, gemacht wird.
24. O-Ton Nägeli: Das Darstellen des Themas Sterben durch einen Film hilft, das Tabu Tod aufzuweichen. Die häufige Darstellung des Todes in den v
isuellen Medien hat jedoch zu keinem offeneren Umgang mit dem Tod geführt (z.B. Fernseh-Krimis etc.)
25. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie möchte Krimis nicht verurteilen (sie produziert für den Fernsehkrimi "Tatort"); sie liest und sieht gerne Krimis. Tote stören sie in Krimis nicht, sie ist jedoch erschüttert, dass die Berichterstattung der Medien zu einer Abstumpfung führt, die nicht sein dürfte. Krimi ist für sie klar erkennbare Fiktion; sie unterscheidet klar zwischen Fiktion und Wirklichkeit.
26. O-Ton Nägeli: Er sieht auch schöne, bewegende Seiten des Todes; diese werden in den Medien nicht dargestellt.
27. O-Ton Nägeli: Über unschöne Situationen, die sein Beruf mit sich bringt; diese sind allerdings selten.
28. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Für die Spannung eines Krimis ist es wichtig, dass "dramatisch gestorben" wird.
29. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Wie sie in die Gestaltung einer Szene eingreift; Mitgestaltung von Anfang an ist ihr wichtig.
30. O-Ton Nägeli: Warum er im Zusammenhang mit dem Tod oft das Wort "schön" benutzt; er will hiermit die Stimmung von Ruhe und Friede und die Nähe zu einer "geistigen Welt" ansprechen.
31. O-Ton Nägeli: Er nimmt eine "andere Dimension" wahr bei Sterbenden.
32. O-Ton Nägeli: Wie er mit Trauer umgeht; es ist eine Balance zwischen Anteilnahme und Distanz. Erzählt Beispiele von Situationen, die ihn besonders bewegt haben. Sein persönliches Umfeld ist für ihn für die Verarbeitung solcher Erlebnisse wichtig.
33. O-Ton Nägeli: Er kann sich innerlich rasch umstellen und von Freizeit auf Beruf oder umgekehrt wechseln.
34. O-Ton Nägeli: Wie sein Sohn auf seinen neuen Beruf reagiert. Über ein Gespräch mit einer Krankenschwester, die seinem Beruf gegenüber grosse Vorbehalte geäussert hat.
35. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Ihre Familie hat ein offenes Ohr für ihre Arbeit; Ausgleich findet sie auch beim Schwimmen und beim Lesen. Im Fernsehen bevorzugt sie politische und Informationssendungen.
36. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie taucht in einen guten Kinofilm ein und kann sich über einen schlechten Film auch kräftig ärgern.
37. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Sie geht mit den Geschichten mit, sieht technische Details und Fehler jedoch immer.
38. O-Ton Nägeli: Er lebt in Filmen mit und lässt sich berühren. Für ihn gehen Beruf und Leben ineinander über.
39. O-Ton Scherer-Kollbrunner: Bei ihr ist das auch so.
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