Versammlung der Zürcher Jugendbewegung vom 4. Juni 1980 (Volkshaus, Zürich)

  • gsw
  • 1980-06-04
  • Durata: 00:48:12

Descrizione

An der Vollversammlung im Volkshaus kommt es zu einer ersten direkten Aussprache zwischen den Stadtbehörden und der Jugendbewegung. Anwesend sind rund zwei- bis dreitausend Jugendliche, der Stadtpräsident Sigmund Widmer (LdU) und die Vorsteherin des Sozialdepartements, Stadträtin Emilie Lieberherr (SP). Die Versammlung beginnt mit der Vorführung einer Kurzversion des Videofilms des Ethnologischen Seminars der Universität Zürich über den Opernhauskrawall. Der Autor Heinz Nigg kommentiert. Danach werden die Tagesschau und die Sendung Blickpunkt des Schweizer Fernsehens vorgeführt. Anschliessend wird im Namen des Ensembles des Theaters am Neumarkt eine Erklärung abgegeben und es findet eine Lesung von Texten des Schriftstellers Peter Paul Zahl statt. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung werden von Vertretern diverser Gruppierungen Erklärungen zur Situation in der Stadt abgegeben. Aufgegriffen werden das Drogenproblem, die Situation der Jugendtreffpunkte in den Quartieren, die unausgeglichene Verteilung der öffentlichen Kulturgelder, die Lehrlingsausbildung sowie der geplante Umbau von Opernhaus und Kongresshaus. Im weitern wird eine Kulturinitiative vorgestellt und über die Frage nachgedacht, was eigentlich Gewalt sei. Auch die Unterbrechung der Leitung der Telefonziitig und die Störung der Piratensender Schwarzi Chatz und Radio Banana durch die PTT wird erläutert. Über das richtige Verhalten im Falle einer Verhaftung wird ein Theater aufgeführt, ergänzt durch Präzisierungen von Anwältinnen und Anwälten. Es fällt der Satz: Wir sind die Kulturleichen der Stadt. Es wird die Verbannung der Polizeikader nach Moskau gefordert und ein Redner der Revolutionären Marxistischen Liga RML ausgepfiffen. Nachdem den anwesenden Regierungsvertretern ein Forderungskatalog vorgelegt wird, nehmen die Angesprochenen Stellung. Stadtpräsident Widmer spricht über das Vorgehen bezüglich Roter Fabrik (keine Autonomie), verlangt die Nennung eines Ansprechpartners und bietet das Lokal Limmatstrasse 18, 20 als Versammlungslokal an, möchte dort aber kein Chaos. Er macht die bekannte Äusserung: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir hier herunter kommen. Emilie Lieberherr macht zum Gesagten Erläuterungen. Die Vollversammlung verlangt vom Stadtrat konkrete Aussagen zum Forderungskatalog, zu Räumlichkeiten , zum Vorschlag die Strafverfahren gegen Verhaftete einzustellen und zum Einsatz der polizeilichen Mittel. Interessant sind auch die auseinandergehenden Vorstellungen über die Gewaltentrennung im Staat. Bezüglich der Berechtigung Forderungen zu stellen wird von einem Teilnehmer gesagt: Wir sind genug, wir können es uns leisten, Forderungen zu stellen. Die Versammlung endet mit einer beginnenden Diskussion über organisatorische Fragen der Bewegung. – Teil 4/6: Höhepunkt der zweiten Vollversammlung sind die Auftritte von Stadtpräsident Sigmund Widmer und Stadträtin Emile Lieberherr, die zum Forderungskatalog der Jugendlichen Stellung nehmen. Widmer stellt sich hinter den Einsatz der Polizei (Tränengas- und Holzprojektilfrage) und lehnt eine Sistierung der Strafverfahren ab. Lieberherr betont den Willen der Stadt, die Liegenschaft an der Limmatstrasse zur Verfügung zu stellen. Die Jugendlichen werden aber aus Gründen der Gebäudesicherheit auf einen späteren Bezugstermin vertröstet. HINWEIS: DIE UNTERTEILUNG IN TRACKS BETRIFFT NUR DEN AUSLEIHBAREN, PHYSISCHEN TRÄGER (CD).
[Track 01]
00:00:00 Ein Jugendlicher verliest die Forderungen an die Stadt: 1. Rückzug der Strafanträge gegen alle verhafteten Demonstranten 2. Keine weitere Verwendung von CB-Tränengas, Gummigeschossen und Holzprojektilen durch die Zürcher Polizei 3. Der Stadtrat wird beauftragt gemäss Volksentscheid vom 25.09.77 die Rote Fabrik als Kultur- und Jugendzentrum zu öffnen. Die Teilinbetriebnahme der Roten Fabrik durch die Interessensgemeinschaft Rote Fabrik (IGRF) ab Herbst 1980 muss gewährleistet werden. Sämtliche Räume der Roten Fabrik, welche zurzeit für gewerbliche Zwecke vermietet sind, werden nach Ablauf der Kündigungsfrist für kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt. Dem Opernhaus werden die Verträge zur Benützung der Roten Fabrik als Lager- und Probenraum gekündigt. 4. Der Stadtrat stellt der Zürcher Jugend die leerstehende Fabrikhalle an der Limmatstrasse hinter dem Carparkplatz, welche sich im Besitz der Stadt befindet, ab kommenden Sonntag 12 Uhr zu Verfügung. Die Stadt stellt Material zur Verfügung, um elektrische, sanitäre und andere Installationen zu ermöglichen. Renovationen werden vom Einsatzprogramm für jugendliche Arbeitslose vorgenommen. Die Stadt stellt die Finanzen für Jugendarbeiter, welche durch die Jugendlichen gewählt werden, zur Verfügung und übernimmt die Betriebskosten. Die Halle wird durch die Jugend in Selbstverwaltung betrieben.
00:03:03 Ende Track01
[Track 02]
00:00:00 Moderator kündigt Vertreter des Stadtrats an; zuerst soll aber eine kurze Pause stattfinden, welche vom Publikum abgelehnt wird; Unruhe im Saal
00:02:26 Der Moderator begrüsst auf der Bühne den Stadtpräsidenten Sigmund Widmer und die Stadträtin Emilie Lieberherr
00:04:26 Der Stadtpräsident Sigmund Widmer beginnt mit seiner Stellungsnahme; Zweck des Besuchs seitens des Stadtrats sei der Glaube an eine Jugend, die diskutieren und nicht primär Krawall machen will; der Stadtpräsident fordert von der Zürcher Jugend die Zusammenarbeit / Anerkennung der IGRF als Gesprächspartner für die Stadtregierung
00:09:38 Der Stadtrat befürwortet die Teilinbetriebnahme der Roten Fabrik, er betont allerdings nochmals den genauen Inhalt der Abstimmung zur Roten Fabrik 1977, bei der für ein öffentliches Begegnungszentrum und nicht für ein autonomes Jugendzentrum gestimmt wurde; (der Moderator muss immer wieder um Ruhe bitten); Widmer: „Wir müssen sehr sorgfältige Gespräche miteinander führen“; der Stadtrat befürwortet ebenfalls ein Jugendzentrum an der Limmatstrasse 18/20, der Stadtrat fordert jedoch eine Zusammenarbeit und eine seriöse Abklärung vor der Inbetriebnahme: „wir wollen nicht, dass dort ein Chaos entsteht“; Vorraussetzung für alle weiteren Gespräche („es ist auch nicht selbstverständlich, dass wir [die Stadträte] hierher kommen“) sind jedoch keine weiteren Rechtsverletzungen und Ausschreitungen
00:16:00 Ende Track02
[Track 03]
00:00:00 Die Stadträtin Emilie Lieberherr gibt ihre Stellungsnahme ab; die Stadträtin fordert einen fairen Dialog, beruhen auf gegenseitigem Respekt; Emilie Lieberherr betont das Verständnis der Stadtregierung für die Bedürfnisse der Jugendlichen; sie ist der Meinung, die Lokalität an der Limmatstrasse 18/20 wäre geeignet, betont aber auch, dass es nicht möglich sei, diese bis am kommenden Sonntag bereitzustellen (Renovationsarbeiten etc.); jedoch betont sie den Willen, sofort mit den Verhandlungen zu beginnen; sie fordert die Jugendlichen auf, ihre Forderungen auf korrektem Weg zu stellen und bittet um Entsendung einer ca. 12köpfigen Delegation
00:05:02 die Stadträtin erwähnt die Finanzierungsvorlage des Gemeinderats der Stadt für Jugendtreffs; Vorwurf aus dem Publikum, dass während 30 Jahren nichts passiert sei; Lieberherr bittet die Jugendlichen um Fairness im Gespräch mit der Stadt.
00:07:31 Der Moderator bedankt sich bei den Stadträten für ihre Stellungsnahmen
00:07:52 Ende Track03
[Track 04]
00:00:00 Der Moderator spricht eine Umfrage an, die in der Stadt Zürich gemacht wurde und zu der der Stadtrat bisher keine Stellung nahm. Dabei geht es insbesondere um die Abstimmung 1977 (Rote Fabrik)
00:00:57 Stadtpräsident Sigmund Widmer sagt, diese Frage bereits beantwortet zu haben. Er meint, die Jugendlichen verfälschten den Wortlaut der vergangen Abstimmung. Dabei ging es um ein Begegnungs- und nicht um ein Jugendzentrum. Der Stadtrat fordert noch einmal von den Jugendlichen, eine Delegation zu bilden, um möglichst bald konstruktive Gespräche führen zu können.
00:02:48 Ein Moderator widerspricht dem Stadtpräsidenten und weist auf den eigentlich korrekten Wortlaut der Umfrage hin
00:03:18 Ein Moderator liest vor: „Das Opernhaus soll um die 60 Millionen kosten, die Rote Fabrik ein paar tausend Fränkli Unterhalt“ und fragt, ob diese Feststellung richtig sei; die beiden Stadträte widersprechen, die Beträge seien wesentlich höher; wieder entsteht eine Diskussion zu dem genauen Wortlaut der Umfrage
00:04:20 Die Diskussion zum Fragebogen wird beendet und die öffentliche Diskussion wird vorbereitet (Aufstellen von Mikrophonen im Saal)
00:05:35 Ende Track04
[Track 05]
00:00:00 Öffentliche Diskussion wird vorbereitet
00:01:28 Ein Jugendlicher stellt im Namen der ARF die Frage, ob es möglich sei, eine Garantie für die Zusage der Räumlichkeiten an der Limmatstrasse 18/20 vom Stadtrat zu erhalten; der Stadtpräsident beteuert den Willen, mit den Jugendlichen eine Einigung für die Nutzung finden zu wollen, die Renovationen müssten aber noch besprochen werden; ein Jugendlicher schlägt vor, eine Forderung zu erstellen, die eine schriftliche Zusage bis am nächsten Samstag und eine Frist von zwei Wochen enthält; der Stadtpräsident betont, dass mehr Zeit für Renovationen nötig sei
00:05:56 Der Stadtpräsident fordert erneut eine Delegation, um die Diskussion produktiver zu gestalten
00:07:43 Ein Jugendlicher wünscht eine Antwort auf die Forderung „Rückzug aller Strafanträge…“;
00:08:00 Stadtpräsident sagt klar, dies sei rechtlich nicht möglich; Diskussion zur Rechtslage (Einstellung der Strafverfahren);
00:09:30 kurze Unterbrechung der Diskussion durch einen Jugendlichen, der den Stadtpräsidenten der Lüge bezichtigt
00:10:23 Fortsetzung der Diskussion über die Rechtslage betreffend der Strafanträge
00:12:49 Ein Jugendlicher fordert, dass der Stadtrat zu jedem Punkt des Forderungskatalogs der ARF Stellung bezieht
00:13:12 Der Stadtpräsident beginnt mit den Stellungsnahmen: Zum Punkt der Strafverfahren sagt Sigmund Widmer, der Stadtrat habe keine Möglichkeit die Strafverfahren zurzeit einstellen zu können; zum Punkt der Verwendung von Tränengas: der Stadtrat streitet eine missbräuchliche Verwendung ab; zu Holzprojektilen gibt der Stadtrat keine Erklärung ab
00:15:42 Ende Track05
Questo documento è stato salvaguardato con il sostegno di Memoriav.
32 Documenti in collezione
Commenti
Commenti