Swiss observer 11.02.1943

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  • 1943-02-11
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Meine Damen und Herren, Die vergangene Woche stand im Zeichen der Auswirkungen der Casablanca Konferenz und der Katastrophe von Stalingrad; auf politischem und militärischem Gebiete mehren sich die Zeichen, dass diese beiden Ereignisse unabsehbare Folgen haben. Nachdem die beiden führenden Staatsmänner der Vereinigten Nationen aus Marocco nach Washington und London zurückgekehrt sind, können hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung der Dinge gewisse Schlüsse gezogen werden. Zunächst ist hervorzuheben, dass die Erklärung Präsident Roosevelts über die bedingungslose Uebergabe, welche den Dreipakt-Mächten aufgezwungen werden soll, grosses Aufsehen erregt hat; an und für sich handelt es sich dabei um nichts Neues, indem von Anfang an aus beiden Lagern derartige Stimmen ertönt sind. In Anbetracht der neuesten Ereignisse [...]

Sequenzen:
0: [...] auf den verschiedenen Kriegschauplätzen kann man sich aber fragen, ob diese Erklärung nicht dazu führen werde, den Widerstandswillen des Gegners eher zu stählen als abzuschwächen. So selbstverständlich eine bedingungslose Uebergabe der führenden Männer derjenigen Mächtegruppe, welche den Krieg verliert, auch sein mag, so hoffnungslos
1: gestaltet sich die Lage wenn irregeführte Völker in den Verzweiflungskampf getrieben werden. Des weiteren sind die Rückreise- Etappen des britischen Premierministers mit besonderem Interesse verfolgt worden. In diesem Zusammenhange ist seine Zusammenkunft mit dem
2: Präsidenten der Türkei als besonders bedeutungsvoll einzuschätzen. Zum ersten male hat sich Mr.Churchill auf neutralen Boden begeben und dies nicht allein, sondern begleitet von seinen militärischen und politischen Ratgebern; dass die Offiziere seines Gefolges bei diesem
3: Anlasse ihre Uniformen ablegten, ändert nichts an der Tatsache dass ein derartiger Besuch noch vor kurzer Zeit eine sofortige Reaktion im gegnerischen Lager gezeitigt hätte. Allerdings ist hervorzuheben, dass die Neutralität der Türkei ihr eigenes Gepräge hat: mit Grossbritannien hat sie ein Bündnis geschlossen, mit Deutschland einen
4: Nichtangriffs-Pakt und Handelsvertrag, mit Russland einen Freundschaftsvertrag. Aber auch ihre Lebensinteressen sind nicht mit denjenigen anderer Neutraler zu vergleichen, indem die Wiederauferstehung der Balkanstaaten in ihrer vollen Unabhängigkeit für die Türkei von ausschlaggebender Bedeutung ist. All diese Länder sind von den Achsenmächten
5: ihrer Freiheit beraubt worden und sollen von den Alliérten wieder befreit werden. Die Art und Weise wie dies geschehen soll, bildete wohl den Gegenstand der Besprechungen von Adana und das Mass von Vertrauen, welches die einzelnen Mächtegruppen der Türkei einflössen, dürfte für ihre zukünftige Stellungsnahme ausschlaggebend sein.
6: In diesem Zusammenhange ist die Erklärung hervorzuheben, welche der britische Aussenminister abgegeben hat und aus der es sich ergibt, dass zur Zeit zwischen London und Moskau Verhandlungen geführt werden, hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung der Dinge in den von den Allierten
7: zu befreienden Ländern. Bei Verhandlungen ist die erfolgreichere Partei gewöhnlich im Vorteil. Nachdem es den Russen gelungen ist, ihren Vormarsch nach Westen fortzusetzen, weitere deutsche Heereseinheiten am Azow 'sehen Meere einzukreisen, in den Vorstädten Rostows sich festzusetzen, im Donetzbecken vorzudringen und einen Hauptpfeiler
8: der deutschen Verteidigung wie Kursk zu erobern, ist es offensichtlich dass die Bundesgenossen der Soviet-Union Alles aufwenden müssen, um l>ei der Festsetzung von Kriegszielen die ausschlaggebende Rolle spielen zu können. Es ist daher anzunehmen, dass den Worten führender Persönlichkeiten
9: der Vereinigten Nationen in Bälde auch Taten folgen werden. Für den Augenblick treffen letztere alier noch ihre Vorbereitungen, nähern sich den Verteidigungslinien der Achsenmächte in Tunesien, versuchen die entzweiten Franzosen zu einigen und zerstören nach Möglichkeit das Kriegspotential des Gegners, indem sie ihre Luftangriffe auf
10: Deutschland, Italien und die von diesen besetzten Gebiete mehren. Die Dreipakt-Mächte sind sich der drohenden Gefahr voll liewusst. Nach der Katastrophe von Stalingrad und den Erklärungen Präsident Roosevelts haben sie weitere Massnahmen getroffen, um die noch brachliegenden Kräfte
11: zu sammeln. Man kann sich allerdings fragen, worin dieselben bestehen, nachdem der totalitäre Krieg schon längst zur Tatsache geworden ist; Jünglinge und Greise, geschlossene Bars und Vergnügungslokale werden den Lauf der Dinge kaum beeinflussen können; als Waffe im Nervenkrieg und zur vorübergehenden Beruhigung erregter Gemüter mögen sie
12: aber eine gewisse Rolle spielen. Viel wichtiger jedoch erscheinen zwei Ereignisse, die sich neuestens in Deutschland und Italien abgespielt haben. Die Einberufung nach Berlin sämtlicher Reichs- und Gauleiter der Nationalsozialistischen Partei, sowie deren Reise ins Hauptquartier des Führers, deuten auf den Ernst der Lage hin und lassen neue Massnahmen
13: oder gar Entscheidungen gewärtigen. Und der Ministerwechsel in Rom, der gleichbedeutend ist mit einer Macht- und Verantwortungs-Konzentration in der Person des Duce, ist nicht weniger bedeutungsvoll; das Ausscheiden des Grafen Grandi und die Ernennung Cianos zum Botschafter am Vatikan, dürften mit zu gewärtigenden Entwicklungen im Zusammenhange
14: stehen, hA ¿yV 10-11.Februar 1943.
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